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Wenn man im Frühsommer und Sommer viel Zeit draußen in der freien Natur verbringt, hat man nicht selten am Abend einen ungebetenen Gast irgendwo an seinem Körper: eine Zecke. Bemerkt man sie früh genug, so kann man sie ohne viel Aufhebens wieder entfernen. Bleibt der kleine Blutsauger jedoch für längere Zeit unentdeckt und saugt sich fest, so kann durch ihn FSME übertragen werden. Schwere Langzeitfolgen, die einen noch viele Jahre begleiten, können die Folge sein. Aber was ist FSME eigentlich und was macht diese Erkrankung so gefährlich?
Um FSME zu verstehen, muss man zunächst wissen, wie die Krankheit übertragen wird. Nicht jeder Zeckenstich bedeutet schließlich automatisch, sich damit anzustecken. FSME wird in fast allen Fällen durch Zeckenstiche übertragen.
Zecken sind flügellose Spinnentiere, die zur Ordnung der Milben gehören. Sie halten sich vor allem an Waldrändern, in der Nähe von Bächen und auf Wiesen auf. Dort krabbeln sie ans obere Ende eines Grashalms, auf dem sie auf vorbeistreifende Wirte warten. Wirte können Wildtiere, Hunde, Katzen und Menschen sein. Der Mensch ist dabei nicht der bevorzugte Wirt - sein Blut ist für die Zwecke der Zecke jedoch vollkommen ausreichend.
Zecken brauchen im Laufe ihres langen Lebens - sie leben im Durchschnitt zwischen drei und fünf Jahren, vereinzelt können sie jedoch auch bis zu zehn Jahren leben - insgesamt dreimal Blut von einem Wirt. Die Zeckenlarve benötigt Blut, um sich zu einer Nymphe zu häuten. Die Larven sind winzig klein und befallen daher vor allem Mäuse und andere kleine Lebewesen wie Igel. Um sich weiter zu einer adulten Zecke zu entwickeln, benötigt sie eine zweite Mahlzeit. Nymphen befallen etwas größere Säugetiere wie Eichhörnchen oder Füchse.
Adulte Zecken können sehr lange ohne Blutmahlzeit auskommen. Für die Eiablage benötigt eine weibliche Zecke viel Blut, da sie nur dadurch ihre Eier (pro Zecken sind dies bis zu 3.000 Eier) ablegen können. Männliche Zecken hingegen krabbeln oftmals auf Wirte auf der Suche nach einem Weibchen - Blut trinken ist nicht ihre bevorzugte Tätigkeit. Nach der Begattung fallen die Männchen von den Weibchen ab und sterben. Die weiblichen Zecken sterben nach der Eiablage auch kurze Zeit später.
FSME ist eine Viruserkrankung, die durch den Virus Flavivirus verursacht wird. In Deutschland wird FSME vor allem über die in Deutschland am meisten verbreitete Zeckenart, dem Gemeinen Holzbock (Ixodes ricinus) übertragen. Neben FSME kann der Gemeine Holzbock allerdings auch Borreliose, Babesiose, Anaplasmose und andere Infektionserkrankungen übertragen. Jedes Jahr sind diese Zecken im Durchschnitt für mehr als 100.000 Erkrankungen verantwortlich.
Das vom Gemeinen Holzbock übertragene Virus verursacht die Frühsommer-Meningoenzephalitis. Auf der ganzen Welt gibt es verschiedene Arten des Virus, in Deutschland herrscht der europäische Virustyp, der unter FSME bekannt ist, vor.
Das FSME-Virus wird normalerweise zwischen kleinen Säugetieren wie Mäusen übertragen. Sticht eine Zecke ein infiziertes Tier, so trägt sie ab diesem Zeitpunkt das Virus in sich. Befällt eine infizierte Zecke nun einen Menschen, so wird das Virus durch den Zeckenstich auf den Menschen weitergegeben: Durch die Speicheldrüsen beim Stechen des Wirts gelangen die Viren in den Blutkreislauf des Menschen.
Nicht jeder Zeckenstich von einer infizierten Zecke bedeutet allerdings automatisch FSME. Es gibt Fälle, in denen der gestochene Mensch nicht mit der Krankheit infiziert wurde. In ganz seltenen Fällen kann FSME auch über nicht pasteurisierte und verunreinigte Milch übertragen werden. Eine Übertragung von Mensch zu Mensch ist nicht möglich.
In Deutschland gibt es verschiedene Risikogebiete, in denen der Gemeine Holzbock vorkommt. Vor allem der Süden Deutschlands ist betroffen. Die Bundesländer Bayern und Baden-Württemberg, Sachsen sowie das südliche Hessen und das südöstliche Thüringen gehören dazu. Im Jahr 2020 allein wurden 704 FSME-Erkrankungen gemeldet. Das sind mehr als doppelt so viele Erkrankungen, die normalerweise im Durchschnitt in all den Jahren seit dem Aufzeichnungsbeginn 2001, auftreten.
Bei Aktivitäten wie Wandern, Joggen, Reiten und Camping in Parks, im Wald oder auch im Garten fangen sich Menschen häufig Zecken ein. Zeckensprays können präventiv einen guten Schutz gegen Zeckenstiche bewirken. Viele Repellents kommen ohne chemische Stoffe aus und wirken durch Zitronen-Eukalyptus vorbeugend. Zecken mögen den Geruch nicht und bleiben dem Menschen fern.
Durch die wärmeren Temperaturen breiten sich die Zecken jedoch auch in weitere Bundesländer wie Rheinland-Pfalz und Niedersachsen aus. Eine genaue Zecken-Risikokarte kann man auf der Seite des Robert Koch-Instituts einsehen.
Leider ist nicht nur Deutschland ein FSME-Gebiet, sondern auch weitere Länder in Mittel-, Nord- und in Südosteuropa, weshalb es ratsam ist, auch in diesen Ländern besondere Vorsicht in der Natur walten zu lassen. Zu den Risikogebieten zählen Tschechien, die Slowakei, die Schweiz, Schweden und das Baltikum.
Zecken sind nicht das ganze Jahr über aktiv. Sie benötigen Temperaturen ab acht Grad Celsius, um aktiv zu werden. Bei kälteren Temperaturen fallen sie in eine Art Winterstarre. Da diese Temperaturen im Winter kaum vorherrschen, ist man in dieser Jahreszeit meistens vor Zecken sicher. Nur bei warmen Wintern können auch Zeckenstiche aufgrund eines Aufenthalts in der Natur auftreten. Vor allem im Frühling und im Sommer, allerdings auch in einem warmen Herbst muss man Vorsicht draußen walten lassen. Welche Maßnahmen man gegen Zecken ergreifen kann, können Sie hier nachlesen.
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Vollständige Details anzeigenDie meisten Menschen (etwa 70%) bemerken eine Infektion meistens gar nicht. Normalerweise tritt eine Infektion in zwei Phasen auf. Die Inkubationszeit beträgt zwischen sieben und vierzehn Tagen, bis erste Symptome auftreten.
Erste Anzeichen für FSME nach einem Zeckenstich sind grippeähnliche Symptome, die oft an eine ganz normale Erkältung erinnern.
Diese Phase dauert in der Regel etwa eine Woche. Die meisten Infizierten genesen danach und haben keine weiteren Beschwerden. Bei etwa jedem zehnten Infizierten jedoch entwickelt sich Phase 2.
Hat man eine schwere Form von FSME, geht das Virus in der zweiten Phase auf das zentrale Nervensystem über. Dort können verschiedene Bereiche betroffen sein (Meningitis, Enzephalitis, Myelitis).
Bei einer Meningitis entzünden sich die Hirn- und /oder Rückenmarkshäute (in der Fachsprache Meningen genannt). Symptome erinnern ebenfalls an eine Grippe: Fieber, Husten, Appetitlosigkeit und Kopfschmerzen gehen einher mit Erbrechen. Eine Meningitis ist eine milde Folgeerscheinung einer FSME-Erkrankung. Eine Meningitis klingt nach 14 Tagen von alleine wieder ab - strikte Bettruhe ist das beste Mittel während des Heilungsprozesses.
Eine schwere Form ist eine Enzephalitis, eine Entzündung des Gehirns. Es treten ähnliche Symptome wie bei einer Meningitis auf, jedoch im weiteren Verlauf auch neurologische Symptome wie Sehstörungen, Gedächtnisprobleme, Ohnmacht und Schwindel oder auch Krampfanfälle und Gleichgewichtsstörungen. Eine Therapie kann langwierig verlaufen und geht mit einem Krankenhausaufenthalt einher.
Eine Myelitis ist eine Erkrankung des Rückenmarks, die einhergeht mit motorischer, sensorischer und vegetativer Beteiligung: Betroffene haben Muskel- und Rückenschmerzen, verspüren ein Kribbeln und Taubheitsgefühl oder auch Lähmungen in den Extremitäten. Im schlimmsten Fall wird das Rückenmark dauerhaft geschädigt. Akut wird Antibiotikum verschrieben, in dessen Anschluss eine Reha-Behandlung oftmals notwendig ist.
Leider wird ab und an FSME mit der Sommergrippe verwechselt. Um FSME zu diagnostizieren wird sich der Arzt nach Zeckenstichen in der Vergangenheit erkundigen sowie die Symptome erfragen. Auch Aufenthalte in Risikogebieten sind ein gutes Indiz für eine FSME-Erkrankung.
FSME-Erreger sind im Blut nachweisbar, da dort erhöhte Entzündungswerte und spezifische Antikörper vorhanden sind. Die IgM-Antikörper können bis zu zwei Wochen nach dem Zeckenstich festgestellt werden, die IgG-Antikörper vier Wochen nach dem Stich, also in der zweiten Krankheitsphase.
Es kann durchaus vorkommen, dass die Blutwerte keine genauen Ergebnisse liefern, weshalb das Nervenwasser untersucht werden muss. Dieses wird durch einen kleinen Einstich in den Rückenmarkskanal entnommen. Das Nervenwasser weist bei einer Entzündung Antikörper gegen FSME auf.
Ist FSME diagnostiziert, muss dies ans zuständige Gesundheitsamt gemeldet werden. Dies ist seit dem Jahr 2001 Pflicht.
Da FSME eine Viruserkrankung ist, gibt es leider keine Behandlungsmöglichkeiten und Medikamente. Bei einer Therapie wird demnach nur auf die Symptombehandlung eingegangen. Bei Schmerzen können Schmerzmittel eingenommen werden, ansonsten ist es am besten, sich an die Anweisungen des behandelnden Arztes zu halten.
Je nach Schwere der Erkrankung ist ein Krankenhausaufenthalt unumgänglich. Nach einer überstandenen Enzephalitis können einige Symptome wie Kopfweh und Müdigkeit noch über einen längeren Zeitraum anhalten.
Bei einem schweren Verlauf ist der Heilungsverlauf langwierig und schwierig. Vor allem Ältere behalten oftmals Schäden zurück, jedoch verläuft eine Meningoenzephalomyelitis in den seltensten Fällen tödlich.
Einmal überstanden, bleibt man nach einer FSME-Erkrankung sein Leben lang immun gegenüber allen FSME-Typen.
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