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Der Eichenprozessionsspinner (Thaumetopoea processionea) ist vom Aussehen her eher ein unauffälliger Nachtfalter. Er gehört zur Familie der Zahnspinner (Notodontidae) und kommt ursprünglich aus den wärmeren Gefilden Mitteleuropas. Aufgrund des Klimawandels, der sich mittlerweile auch in Deutschland durch mildere Winter und heißere Sommer immer mehr bemerkbar macht, ist er seit einigen Jahren ebenfalls in unseren Wäldern und Parks anzutreffen. Kommt es zu einem Massenauftreten der Schädlinge, kann dies nicht nur zu forstlichen Schäden führen. Auch ein hohes Gesundheitsrisiko für den Menschen geht von den Larven des Eichenprozessionsspinners aus, die sich mit ihren feinen Haaren gegen jeden erdenklichen Feind tatkräftig zur Wehr setzen.
Der Eichenprozessionsspinner ist an sich ein harmloser Schmetterling. Das eigentliche Problem dieses Schädlings sind seine Larven, deren Härchen für Menschen und Tiere giftig sind. Sie brechen leicht ab und verbreiten sich mithilfe des kleinsten Lüftchens. Forstbetriebe, Gemeinden und Städte in den betroffenen Bundesländern gehen aufgrund der vorherrschenden Gesundheitsgefahr mit diversen Maßnahmen gegen den Eichenprozessionsspinner vor. So werden besonders im Frühling und Sommer, wenn die Raupen des Eichenprozessionsspinners aktiv sind, ganze Wege abgesperrt, um resultierende Gefahrensituationen weitestmöglich einzudämmen.
Der graue Schmetterling ist sehr unscheinbar. Er hat eine Flügelspannbreite von etwa 35 Millimetern und ist vorwiegend in der Nacht aktiv. Die weiblichen Falter sind etwas größer als die Männchen. Sie legen ihre Brut in Gelegen ab, die bis zu 300 Eier umfassen. Jedes Einzelne ist winzig und gerade einmal einen Millimeter groß. Gefährlich sind die Eier nicht.
Direkt nach der Ablage wird die Brut vom Weibchen mit einer Art Sekret überzogen. Dieses dient zur Tarnung und schützt die Insekten vor natürlichen Fressfeinden. Wenige Tage nach der Eiablage sterben die erwachsenen Falter bereits ab. Der Eichenprozessionsspinner fliegt von Ende Juli bis Anfang September.
Die jungen Raupen des Eichenprozessionsspinners überwintern in den Eiern und verlassen diese erst im Mai des darauffolgenden Jahres. Sind sie geschlüpft, ist ihr Körper braun. Im Großen und Ganzen durchlaufen sie insgesamt zwischen fünf bis sechs Larvenstadien.
Die voll entwickelte Raupe des Eichenprozessionsspinners ist hingegen etwas auffälliger. Sie erreicht eine Größe von bis zu fünf Zentimetern, ist stark behaart und von bläulich-schwarzer Farbe. Ab dem dritten Larvenstadium, das in den Monaten Mai und Juni stattfindet, besitzen die kleinen Raupen, die für Mensch und Tier so gesundheitsgefährdenden Brennhaare.
Ursprünglich stammt der Eichenprozessionsspinner aus den wärmeren Regionen Mitteleuropas. Dem Klimawandel ist es jedoch zu verdanken, dass sich der Schädling mittlerweile auch in Deutschland verbreitet hat. Diese Bundesländer sind am stärksten betroffen:
Die Raupen des Eichenprozessionsspinner leben in Gruppen. Sie ernähren sich von den Blättern verschiedenster Eichenarten wie unter anderem der Traubeneiche, der Amerikanischen Roteiche oder der Stieleiche. Kommt es zu einem Massenauftreten, kann es passieren, dass sogar uralte Eichen vollkommen kahlgefressen werden. Besonders einzeln stehende Exemplare in Wohngebieten, Parks, Gärten oder an Waldrändern sind dann betroffen.
Begeben sich die kleinen behaarten Raupen nachts auf die Suche nach Fressplätzen, folgt die eine der nächsten. In den Monaten April bis Juni machen sie sich dann über die Blätter von Gehölzen her. Sie leisten gute Arbeit, denn meistens bleiben bei einem Befall nur noch die Blattmittelgerippe zurück. Zum Schutz vor Feinden legen die Schädlinge an Baumstämmen sowie in Astgabeln typische Gespinstnester an. Bevorzugt sind sie auf Eichen anzutreffen. Aber auch andere Baumarten wie zum Beispiel Hainbuchen werden bei einem Massenauftreten wie im Sommer 2003 vom Eichenprozessionsspinner nicht verschont.
Von Juni bis Juli verpuppen sich die Raupen in ihren Nestern. Die Puppenruhe dauert zwischen drei bis fünf Wochen. Einen Monat später schlüpfen die Falter und fliegen in einem Umkreis von dreihundert Metern weitere Bäume an.
In den Gespinstnestern, in denen sich die Raupen tagsüber aufhalten, befinden sich Kot, Häutungsreste sowie die gefährlichen Brennhaare der Schädlinge. Wer ein Eichenprozessionsspinner-Nest entdeckt, sollte es auf gar keinen Fall in Eigeninitiative entfernen, sondern den Fund umgehend beim zuständigen Bezirksamt melden.
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Vollständige Details anzeigenNeben der Tatsache, dass der Eichenprozessionsspinner ein Forstschädling ist, ist er im selben Maße ein gefährlicher Gesundheitsschädling. Wie bereits erwähnt sind es jedoch nicht die ausgewachsenen Schmetterlinge, die für kahl gefressene Bäume und für gesundheitliche Risiken beim Menschen und bei Tieren sorgen: Es sind die Raupen des Schädlings!
Risikobehaftet sind hier nicht die auffallend langen Haare, sondern die mikroskopisch kleinen Brennhaare der Larven. Sie enthalten das stark wirkende Eiweißgift Thaumetopoein, dass das Immunsystem angreifen und beim Menschen eine sogenannte Raupendermatitis auslösen kann. Aber wie kann es zum Körperkontakt kommen?
Problematisch ist, dass die feinen Härchen der Raupen sich bereits bei der kleinsten Berührung aus den Porenplatten der Insekten lösen. Aber nicht nur dann: Auch wenn sich die Larven in Gefahrensituationen wägen oder sich einfach auf Wanderschaft begeben, verlieren sie ihre giftigen, mit winzigen Widerhaken ausgestatteten Pfeilhaare. Dann ist Vorsicht geboten!
Der Kontakt mit den feinen Brennhaaren der Raupen kann für den Menschen sehr unangenehm werden. Kommt es dazu, sorgt das freigesetzte Nesselgift Thaumetopoein dafür, dass es zu einer vermehrten Ausschüttung des Botenstoffs Histamin kommt. Die Folge: Allergische Reaktionen in Form von Hautirritationen sind dann keine Seltenheit. Ärzte sprechen in Fällen wie diesen von einer sogenannten Raupendermatitis.
Die Raupendermatitis ist keine typische Allergie, sondern eine pseudo-allergische Reaktion des Körpers. Am meisten sind Regionen betroffen, die nicht von Kleidungsstücken bedeckt sind und an denen umherfliegenden Brennhaare schnell haften bleiben können. Besonders gefährdete Hautpartien sind:
Je nachdem, mit welchen Körperregionen die Brennhaare der Raupen in Berührung kommen, können weitere Symptome auftreten.
Gelangen die Brennhaare der Raupen ins Auge, kann es zu einer Hornhaut- oder Bindehautentzündung kommen. Werden die giftigen Härchen der Larven eingeatmet, kann dies zu einer Reizung der Atemwege führen. Mit dem ist nicht zu spaßen! Treten aufgrund dessen allergische Reaktionen wie Schwindel, Atemnot oder Übelkeit auf, muss sofort der Rettungsdienst gerufen werden!
In den meisten Fällen bleibt eine Kontaminierung mit den Brennhaaren der kleinen Raupen unbemerkt. Kommt es jedoch zu einem direkten Körperkontakt mit den Larven oder dem Nest des Eichenprozessionsspinners, sollten so schnell wie möglich folgende Maßnahmen ergriffen werden:
Wichtig: Bei der Reinigung sollte immer eine Schutzbrille sowie eine Atemschutzmaske getragen werden!
Als Erstes sollten die Symptome reduziert werden. Abhängig vom Verlauf können folgende Arzneimittel genutzt werden:
Aufgrund des hohen Gesundheitsrisikos muss die Bekämpfung des Schädlings immer einem Fachmann überlassen werden. Wurde ein Nest im hauseigenen Garten entdeckt, sollte ein staatlich anerkannter Schädlingsbekämpfer oder das zuständige Ordnungsamt kontaktiert werden.
Wird der Eichenprozessionsspinner in der freien Natur gesichtet, ist es ratsam den örtlichen Revierförster oder die zuständige Stadtverwaltung zu benachrichtigen. Sind mehrere Bäume befallen, kann es dann sogar zu einer Sperrung ganzer Wege kommen. Sind kontaminierte Gebiete bereits bekannt, ist es ratsam diese Orte zu meiden, da sich an windigen Tagen die feinen Brennhaare der Raupen weitflächig verbreiten und somit zur Gefahr für Mensch und Tier werden können.
Wichtig: Eine Meldepflicht gibt es in Deutschland nicht. Trotzdem sollte ein Befall immer dem zuständigen Amt gemeldet werden, damit gehandelt werden kann und niemand unnötig zu Schaden kommt!
Fachleute haben mehrere Optionen, die Raupen des Eichenprozessionsspinners erfolgreich zu bekämpfen und deren Nester zu entfernen. Damit auch sie vor den giftigen Brennhaaren der Schädlinge geschützt sind, rücken die Profis in Spezialausrüstung an.
Eine besonders bewährte Methode ist, die Gespinster-Nester mithilfe von Sprühkleber voll und ganz zu verkapseln. Ein Auseinanderbrechen der Nester ist somit nicht mehr möglich. Auch ein Verbreiten der Brennhaare bleibt bei dieser Bekämpfungsmaßnahme aus.
Eine weitere Möglichkeit ist das Einschäumen mit Heißschaum. Die Larven sterben sofort ab und die giftigen Brennhaare sind aufgrund der Hitze nicht mehr gefährlich.
Die letzte Methode, die bei der Bekämpfung erfolgreich zum Ziel führt, ist das Absaugen der Schädlinge. Auf Wasserwerfer sollte hingegen verzichtet werden. Bei der Bekämpfung des Buchsbaumzünslers ist diese Methode sinnvoll. Beim Eichenprozessionsspinner hingegen würden zu viele gefährliche Brennhaare aufgewirbelt werden.
Chemische sowie biologische Bekämpfungsmittel dürfen nur eingesetzt werden, wenn es keine alternativen Methoden gibt. Aufgrund der Tatsache, dass durch den Gebrauch auch geschützte Tierarten geschädigt werden, ist dies immer die letzte Option und muss auf ein Minimum beschränkt werden.
Der Eichenprozessionsspinner hat viele Fressfeinde, die dabei helfen, den Schädling in Schach zu halten. Zu ihnen gehören Fledermäuse und verschiedene Vogelarten wie den Wiedehopf und den Kuckuck, der dank seiner robusten Magenwand die Raupen inklusive der giftigen Brennhaare verdauen kann. Weitere Feinde sind Brack- und Schlupfwespen. Letztere sind ebenfalls wirksam gegen Ameisen und Motten.
Um den eigenen Garten schädlingsfrei zu halten, sollte der Außenbereich so gestaltet sein, dass die natürlichen Fressfeinde des Eichenprozessionsspinners ausreichend Nahrung und Nistplätze vorfinden. Das Anbringen von Nistkästen ist daher sinnvoll. Die Vögel freuen sich über ausreichend Nahrung für ihre Jungen und der Gartenbereich ist im Großen und Ganzen frei von schädlichen Insekten wie den Eichenprozessionsspinner.
Um eine massive Ausbreitung des Prozessionsspinners zu verhindern, werden jedes Jahr von Neuem die Eichen in Städten und Gemeinden mit biologischen Präparaten besprüht. Diese sind für Menschen und Tiere ungefährlich. Die Maßnahmen müssen jedoch spätestens Ende April bis Mitte Mai durchgeführt werden. Ist das nicht der Fall, sind die Larven des Eichenprozessionsspinners bereits zu weit entwickelt und eine Prävention somit wenig sinnvoll.
Des Weiteren kommen immer öfter sogenannte Nematoden (Fadenwürmer) zum Einsatz. Sie fallen nicht unter die Zulassungskriterien für chemische Pflanzenschutzmittel und Biozide und werden ebenfalls zum selben Zeitpunkt als vorbeugende Maßnahme ergriffen.
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